Beneteau First 25

Was erwartet einen, wenn er eine neue Yacht kauft? Zunächst denkt man, "na, das ist wie bei einem Auto, zuerst stellt man die Extras zusammen, bestellt dann alles und erhält des fertige Fahrzeug. Und alles funktioniert!" Bei einer Yacht musste ich feststellen, läuft es nicht ganz so rund. Zunächst ist nicht alles genau beschrieben. Auf Nachfrage erhält man meistens die gewünschte Antwort, auf die man sich später natürlich nicht berufen kann, falls doch alles anders kommt. Aber auch die vertraglich vereinbarten Leistungen werden nur unzulänglich oder gar nicht erbracht. Meine Erfahrungen habe ich hier einmal niedergeschrieben, für alle, die sich mit dem Gedanken an eine neue Yacht beschäftigen.

 

Nach 30 Jahren Segeln auf dem Bodensee mit verschiedenen gebrauchten Yachten, habe ich mich entschlossen eine neue Yacht zu kaufen. Die Wahl fiel auf eine First 25 von Beneteau. Die Baureihe First 25 lief 2019 aus und so war ich froh, noch eine der letzten Yachten zu erhalten. In Kressbronn wurde die Yacht angeliefert und von HL Schiffstechnik aufgeriggt. Hinzu kam ein Unterwasseranstrich und die vereinbarte Bodensee-Zulassung. Der Tag der Übergabe nahte.

 

Die Bootsübergabe war dann ein einziger Albtraum. Die vorgesehene Zeit betrug gerade einmal zwei Stunden: für die Einweisung, die komplette Bedienung, den kompletten Check, einen Probeschlag und so weiter. Meine Fragen nach der Funktion des Motors, der Ölstandsmessung, der Kühlung, der Bilgepumpen, der Schalttafel, und weiterer Funktionen wurden so beantwortet: "alles ist neu und in Ordnung, schauen Sie bitte in der Betriebsanleitung nach, sie könnte mir das auch nicht erklären". 

 

Nach zwei Stunden Übergabe war mehr unklar als klar. Halb ausgefüllt wurde mir die Yacht übergeben. Hauptsache der Kunde unterschreibt und geht. Ebenso hat es sich mit der Prüfung des Motors verhalten. 

 

Bereits am nächsten Tag hatte ich einen Motorschaden. Eine Schelle an einem Schlauch zur Motorkühlung war nicht richtig montiert, hatte sich gelöst, und das Kühlwasser ergoss sich in das Schiff. Bei einer korrekten Übergabekontrolle, wie im Protokoll vorgesehen, wäre dies bemerkt worden. So bin ich bereits am zweiten Tag mit rauchendem Motor in den Hafen eingelaufen. Die Funktion der Bilgepumpe, die mir auch nicht erklärt werden konnte, wäre nun hilfreich gewesen. Mir konnte nicht einmal die Bilge gezeigt werden. Dafür enden vier Schläuche offen im Schiff. Es macht einen Segler nun etwas nervös, wenn offene Schlauchöffnungen im Boden unter den Stauraum der Sitzbänke enden und niemand hat hierfür eine Erklärung. 

 

Aber noch einmal zurück zur Übergabe. Als Segelausstattung habe ich einen Spibaum und einen Code Zero bestellt. Der Spibaum lag unausgepackt an Deck und der Aufroller für den Code Zero wurde mir in Einzelteilen in einem Karton überreicht: den könnte ich ja selber zusammenbauen. Ein Bausatz sozusagen. Der Anker lag in einem Sack unausgepackt im Ankerkasten, nicht montiert und nicht befestigt und wurde mit den Worten kommentiert: das können sie ja noch machen, bitte nicht vergessen. Der Baumniederholer war falsch montiert und konnte nicht bedient werden. Die Lampen fallen bei der Bedienung aus der Fassung oder drehten sich in der Decke. Der Kommentar hierzu: das ist original von der Werft, da können wir nichts machen. Die Wasserlinie des Unterwasseranstrichs wurde falsch aufgetragen oder die Yacht kippt nach vorne. Am Bug befindet er sich auf der Höhe des Wassers und am Heck ragt er 20 cm darüber hinaus. Die Mängelliste ließe sich nun weiterführen: falsch und schräg montierte Teile, was aber laut der Werft-Mitarbeiterin normal sei im Bootsbau, damit müsse man leben. 

 

Ich freue mich also sechs Monate lang auf meine neue Yacht und erlebe denn dieses Desaster. Mangelhafte Lieferung, katastrophales Auftreten und keinerlei Fachkompetenz des Personals.

Noch zu erwähnen wäre, daß die Yacht über keinen Landanschluss verfügt. Weitere Überraschungen stellen sich ein. In der Beschreibung wurde der Kühlschrank als Eisschrank ausgewiesen und bei der Übergabe auch bestätigt. Nun wurde vom Verkäufer eine Kühlbox daraus gemacht, die nicht kühlt, aber kühlen und warm halten kann. Lichtbänder, wie in der Beschreibung beschrieben, fehlen ganz. Ebenso eine Mastklampe und Laminatböden. Die Reisverschlüsse schließen nicht und der Lazybag ist falsch montiert. Der Motor ist mit Kühlflüssigkeit verspritzt und versaut, die Bilge habe ich immer noch nicht gefunden. Am dritten Segeltag hat sich die Pinne aus der Verankerung gelöst, nicht auszudenken, wenn dies bei stürmischen Wetter oder beim Anlegen passiert wäre.

 

Update 1

Inzwischen wurde immerhin der Code Zero zusammengebaut, die Isolation an der Batterie repariert und ein defekter Kompass getauscht.

 

Update 2

Inzwischen wurde ich öfters von Wassereinbruch überrascht. Nach dem Segeln war jedes Mal Wasser in der Backskiste und im Inneren der Yacht. Da ich die Bilge immer noch nicht gefunden habe und der Händler mir auch nicht weiterhilft, bin ich intensiv auf die Suche gegangen und habe eine Öffnung im Abwassertank entdeckt. Aus dieser Öffnung ist jedes Mal bei Schräglage das Wasser ausgetreten und hat sich ins Schiff ergossen. Unglaublich aber wahr, so übergibt der Händler seine Yachten an den Kunden.

 

Update 3

Jetzt habe ich auch noch erfahren, dass der Händler keine Garantien bei den Herstellern der Yacht und des Motors gestellt hat und ich Gefahr laufe, alle Garantieansprüche zu verlieren.

 

Bei dem Händler auf der Homepage liest sich das dann so:

Egal wo, wir riggen die Yacht komplett für Sie auf uns begleiten das Boot vom ersten Tag bis zur Übergabe persönlich vor Ort.

Selbstverständlich sind unsere Partner zertifizierte VOLVO-PENTA und Yanmar-Vertreter, sodass Ihre Maschinen sachgemäß in Betrieb gesetzt werden (und bei den Herstellern die Garantien aktiviert werden).

Nun ist es endlich so weit: Ihre Yacht ist nach einer Probefahrt durch das Rigging-Unternehmen endlich fertig. Für uns beginnt nun der spannendste Teil: Die Endabnahme der Yacht. Diese findet in 2 Phasen statt. Zunächst übernimmt ENJOY YACHTING das Boot vom Rigging-Unternehmen. Diese Abnahme findet streng nach Protokollen statt und unsere Mitarbeiter prüfen alle Punkte des Protokolls komplett durch. Dabei stellen wir – sollte die Übergabe im Ausland stattfinden – alle Geräte auf die Sprache Deutsch um. Unsere Verträge mit den Rigging-Unternehmen sieht vor, dass diese uns die Yacht übergeben, als seien wir die Kunden. Eine solche Übergabe kann 4 bis 6 Stunden dauern – je nach eventuell noch auszuführenden Nachbesserungen, kann dies also einen ganzen Tag dauern.

Zunächst wird Ihr Boot anhand des Lieferscheins der Werft gecheckt – ist alles in dem Umfang von den Werften geliefert, wie auf dem Schein ausgewiesen? Dann nehmen wir Ihre Bestellung zur Hand: Ist die Yacht so geliefert, wie sie von Ihnen im Kaufvertrag spezifiziert wurde?

Und dann gehen wir gemeinsam durch das Boot und arbeiten uns durch das dritte – das Übergabeprotokoll.

Hier checken wir von A bis Z alle Teile der Yacht: Licht, WCs, Pumpen, Herd, Gas, Elektronik, Ruder, Maschine, Anker und Segel – einfach alles, was funktionieren muss. Das alles natürlich nach dem 4+ Augen-Prinzip, mit Ihnen als Zeuge. Eventuelle Mängel oder Fehler, wie Kratzer, Beulen oder Funktionsstörungen werden notiert und fotografisch dokumentiert, Wir entscheiden gemeinsam, ob diese eventuellen Mängel die Übergabe verzögern (z.B. bei der Maschine) oder ob wir später nachbessern. Diese eventuellen Nachbesserungen finden dann in Ihrem Heimathafen statt oder wir senden Ihnen fehlende oder Austauschteile einfach nach. Am Ende aber sind wir alle – Werft, Rigger und wir als Ihr Händler – immer bestrebt, alle Mängel im Voraus zu erkennen und so zu beheben, dass es keine oder möglichst wenig Nachbesserungen braucht.

 

 

So wurde der Baumniederholer übergeben.

Der Anker liegt lose im Ankerkasten

Der Lazybag ist falsch montiert

Wassereinbruch. Der Abwassertank hat oben eine Öffnung aus der sich der Inhalt in die Backskiste ergießt und von dort aus in den Salon.

Die First 25 am Tage der Übernahme. Am Bug trifft der Unterwasser-anstrich auf den Wasserspiegel, am Heck ragt er 20cm drüber.

Am zweiten Segeltag hat sich eine Schlauchschelle gelöst und Kühlflüssigkeit ist ausgetreten. Bei der Überprüfen wurden weitere lose Schellen festgestellt.

Der Kompass hängt

schief in der Fassung

Der Baumniederholer ist falsch montiert und lässt sich nicht bedienen

Die Mutter an der Aufhängung für die Pinne lag lose obenauf und die Unterlagscheiben waren bereits heruntergefallen

Blanke Stellen an der Batterie

Die Bilgeschläuche sollten in der Biege enden, hier liegen sie unter der Sitzbank im Salon

Der Antifoulinganstrich muss laut Betriebsanleitung auch auf die Schraube aufgetragen werden. Wurde vergessen.

Die Reisverschlüsse lassen sich nicht schließen und reißen so bald aus.

Der Bolzen klemmt und lässt sich auch mit diversen Schmiermitteln nicht lösen. So hält der Spibaum leider nicht.

Leider passen die Reffhaken nicht in die Beschläge.

Die Lampen drehen sich beim Einschalten und drohen herauszufallen

So sieht ein Eisschrank auf einer First 25 aus. Das Kühlteil fehlt bei mir leider.

Leider passen die Leinen nicht in die Klemme. Vom Händler geprüft und für gut befunden